Sola gratia
Einen engel
wünsche ich allen
die ohne Grund
lächeln: aus
gottes grazie
allein
Kurt Marti
Liebe Waldstetter und Wißgoldinger!
Engel-Hysterie und Engel-Esoterik allenthalben. Mir persönlich ist dies mitunter sehr aufgesetzt, zum Teil sogar geradezu suspekt. Im Hier und Heute gilt es zu leben und die Welt lebenswerter zu machen. Und dabei gibt es viel zu tun; gerade auch hier in unserem kleinen gallischen Dorf...
Auch bei uns gibt es Handlungsbedarf. Auch bei uns gilt es, mit Verantwortung für eine bessere Welt, für ein besseres Miteinander zu agieren. Unser christliches Menschenbild ist uns hierbei Richtschnur und Orientierung. Wertschätzung ist daher gegenüber jedermann angesagt. Ganz gleich, welche berufliche Position jemand innehat oder welch gesellschaftliches Ansehen jemand besitzt: Einem jedem ist mit Achtung und Respekt zu begegnen. Aber auch sogenannte Sekundärtugenden sind hierbei vonnöten: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit und nicht zuletzt ein Lächeln.
Bild von Anne WegentWie wenig achten wir in all unserer Betriebsamkeit, in all unserer Hektik, in all unserem Einerlei in unserem Alltag auf eine freundliche Interaktion, auf ein unbeschwertes und uneigennütziges Lächeln?
Wie wenig verstehen wir uns als Engel, als angelus, als Boten einer humanen und gerechten Welt? Wem kann ich zum Engel werden, ohne einen Nutzen zu empfangen, ohne etwas dafür zu bekommen?
In unserer vermehrt utilitaristischen Welt wird ja zumeist gefragt, was bekomme ich dafür, was bringt mir dies, welchen Nutzen habe ich von meinem Agieren!
Um so mehr freut es mich, wie viel an Altruismus und sozialem Engagement ich in unserem Gemeinwesen wahrnehmen darf.
Da gibt es den Altenförderverein mit seinen vielfältigen Angeboten, da gibt es das Bürgermobil, da gibt es unsere sozialen Projekte “Hilfe für Togo”, DELFIN Nogli e.V. und Förderverein Kinderheim Malachowa in Tutajev/ Russland e.V., da gibt es unsere 75 Vereine mit unzähligen Ehrenamtlichen, da gibt es unsere Freiwillige Feuerwehr und die Ortsgruppe des DRK, da gibt es die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe, da gibt es in Wissgoldingen die organisierte Nachbarschaftshilfe und vieles andere mehr.
Da gibt es Menschen, die sich einsetzen für ein demokratisches und kritisches Bewusstein gegen Demagogie und Brunnenvergiftung, gegen Hasstiraden und Verunglimpfungen nationalistischer und rassistischer Couleur. Es gäbe hierzu noch weitere unzählige positive Beispiele, die sich in unserer Kommune ereignen.
Ist dies nicht geradezu dafür ein Hinweis, dass die weihnachtliche Botschaft des göttlichen Friedens und der himmlischen Heilszeit in diesen Momenten aufblitzen. Menschen werden anderen Menschen zu Engeln.
Der in diesem Frühjahr verstorbene christliche Poet und Pfarrer Kurt Marti hat uns mit seinen wenigen Zeilen “Sola gratia” im ausklingenden Lutherjahr ein wunderschönes Vermächtnis hinterlassen.
Gerade in diesen hektischen Tagen der Vorweihnachtszeit kann ein unbeschwertes und ehrliches Lächeln Wunder wirken und ein wunderbares Geschenk sein.
Ihnen allen in diesem Sinne wunderschöne adventliche und weihnachtliche Tage und für das kommende Jahr ein gutes Gelingen!
Herzlichst
Ihr
Hans-Josef Miller
