Warten und hoffen!
Für mich gibt es seit meinen Kindertagen zwei wesentliche Wörter in diesen adventlichen und weihnachtlichen Tagen: Warten und hoffen.
In der Adventszeit wurde man geradezu auf das Warten hin erzogen. Täglich durfte ich eine Tür des Adventskalenders öffnen. Und es durfte nur eine sein! Tür für Tür, Schritt für Schritt näherte ich mich dem Heiligen Abend. Wenn man dann in froher Erwartung diesen für Kinder glückseligen Tag erreicht hat, durfte ich mit Freuden den festlichen Abend erleben. Gutes Essen, die erhofften Geschenke, gemeinsames Singen, bewegende Geschichten mit dem Weihnachtsevangelium, geschmückter Christbaum und die Krippe mit dem Jesus-Kind. Zumeist wurden denn auch die Erwartungen erfüllt. Dennoch blieb ein unerfülltes Hoffen und Sehnen. Die ärmliche Krippe kündete Hoffnung für alle Menschen und die unstillbare Sehnsucht nach allumfassendem Frieden. Gleichzeitig nimmt einen diese Frohbotschaft in die Pflicht, auf dass man selbst zu einem Träger und Gewährsmann dieser Hoffnung wird.
Wem Kinder geschenkt sind, der hat zu "warten" und "hoffen" gleichfalls einen innigen Bezug. Ein Kind zu erwarten und dann einen gesunden Erdenbürger zu erhalten, ist für mich eines der schönsten Glückserlebnisse. Man lebt dabei geradezu auf einer Warte wie in einem Wachturm und hält Ausschau, was alles auf einen zukommt. Gleichzeitig steckt in dem Warten auch ein Wärter, der dann nach der Geburt auf dieses Baby acht gibt und aufpasst. Im weiteren Aufwachsen des kleinen Erdenbürgers ist es dann fatal, wenn man von ihm zu viel erwartet. Dies kann ein Kind erdrücken und lähmen. Da ist nun folglich das Hoffen angesagt.
Hoffnung ist in der Erziehung eine ganz wesentliche Tugend. Man benötigt mitunter einen langen Atem und ein hohes Maß an Beharrlichkeit, um erwünschte Verhaltensänderungen und Lernerfolge zu erreichen. Kinder und Jugendliche sollen sich zudem frei entfalten können. Sie sollen ihr Eigenes, ihr Spezifisches, ihre innewohnenden Begabungen zum Vorschein bringen können. Dazu bedürfen sie natürlich der Hilfe der Erziehenden und vor allem deren Wertschätzung. Das Christfest ist Anlass genug, sich dieser Aufgabe verstärkt zu gegenwärtigen.
"Warten und hoffen" ist auch in der Politik ein wichtiges Unterfangen.
Für unsere CDU auf Bundes- und Landesebene trifft dies im besonderen Maße zu. In beiden Regierungen steht sie in der Verantwortung. In beiden Parlamenten ist unsere Partei zum Gestalten für "eine humane Gesellschaft" aufgefordert. Christliche Prinzipien sollten hierfür die Grundlage und Prämisse sein. Trotz der gegebenen Koalitionen mit den nötigen Kompromissen sollte dies nie aus dem Augenmerk verloren gehen. Innerparteilich sollte deshalb der "Wärter" immer wieder aufs Neue Obacht geben, dass die Prinzipien nicht der Tagespolitik geschuldet und populistischen Neigungen zuliebe über Bord geworden werden. Mehr denn je ist es wichtig, der Beliebigkeit und der Entwertung aller Werte, wie uns u.a. die Trump-Wahl in den USA schmerzlich aufzeigt, mit Klarheit und Entschiedenheit zu begegnen.
In der christlichen Hoffnung sind wir aufgefordert, unseren Beitrag ohne wenn und aber einzubringen.
In unserer Kommunalpolitik versuchen wir diese Vorgaben mit Fleiß und Bedachtsamkeit umzusetzen. Der gegründete Jugendbeirat ist hierfür ein treffliches Beispiel.
So wünsche ich uns in diesen stressigen Tagen Zeit, um wirklich "warten" und "hoffen" zu können, vor allem jedoch die so wichtige Zeit miteinander und füreinander!
Ihnen allen gesegnete Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!
Herzlichst Ihr
Hans-Josef Miller